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er streng dreinblickende Ritter auf der Filmrolle ist ungefähr 34 Zentimeter groß und wiegt etwas mehr als 7 Pfund. Seine Haut besteht aus einem 14-karätigen Goldüberzug, unter dem sich ein Leib aus einer Bronzelegierung verbirgt. Nach heutigen Preisen beläuft sich der reine Materialwert der von der Dodge Trophy Company in Massenanfertigung hergestellten Statue damit auf etwa 200 Dollar.

Für den glücklichen Gewinner freilich bedeutet der Osear weit mehr als das: Seit Einerflog über das Kuckucksnest kann der Produzent des »besten Films« mit Mehreinnahmen bis zu 50 Millionen Dollar rechnen; gewinnt ein bislang relativ unbekannter Schauspieler den begehrten Academy Award, kann sein Agent getrost eine Null an die bisherige Gage seines Klienten anhängen.

Heute ist der Oscar nur einer unter vielen Filmpreisen, die jährlich auf der ganzen Welt verliehen werden. In den USA gibt es neben ihm noch den Golden Globe und den Preis der new yorker Filmkritik, in Frankreich den Usar, in Kanada den Genie, in England den BAFTA-Preis. Bei keiner anderen Filmolympiade aber fiebern jedes Jahr rund 300 Millionen Menschen auf der ganzen Welt vor dem Fernsehschirrn mit: Der Oscar ist mit weitem Abstand der populärste aller Filmpreise.

Primär ist dieses Buch als Nachschlagewerk in der Art von Richard Shales »Academy Awards: An Ungar Reference Index« konzipiert: Ein ausführlicher Datenteil listet alleNominierungen und Preisträger von 1929 bis 1988 auf, zusätzlich erlaubt ein Personen- und Film-Register leichten Zugang zu der ungeheuren Fülle von Informationen. Um diesen »Datenfriedhof« etwas aufzulockern, wurde das Buch darüber hinaus mit einer großen Anzahl seltener Fotos illustriert.

Die bloße Anhäufung von Fakten und Bildern, illustren und weniger illustren Namen aber, obwohl für sich allein genommen bereits eine interessante Revue der Geschichte Hollywoods, fängt nur einen Teilaspekt des Mythos »Oscar« ein. Als Gegenstück hierzu, als Mahnung auch, Oscar nicht zu ernst zu nehmen, versucht daher ein längerer Essay, einen (notgedrungen skizzenhaften) Einblick in die Ränkespiele und Machtkämpfe hinter der Glamour-Kulisse zu gewähren, Gründe für die oft grotesken Fehlentscheidungen zu finden, die die Academy-Mitglieder im Lauf der 60 Jahre getroffen haben.

Der Oscar, so wird von seinen Apologeten immer wieder gerne behauptet, sei ein Spiegel amerikanischen Filmschaffens. Das jedoch ist nur die halbe Wahrheit: Oscar ist auch und vor allem ein Spiegel Hollywoods. Ein sehr getreuer Spiegel überdies, in dem sich Licht- und Schattenseiten Tinseltowns gleichermaßen reflektieren.
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(c) Norbert Stresau, Der Oscar, Heyne Filmbibliothek, 1996

 

Die Soundtracks zu den Oscar-nominierten Filmen  

 

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